Ein einsamer Flughafen in der Antarktis

21.04.2021

Die Antarktis, einer der letzten unberührten Naturräume dieser Erde soll einen Flughafen erhalten. Australiens Regierung plant auf dem von ihr beanspruchten Teil des Kontinents eine 2,7 Kilometer lange Asphaltpiste, um mehrere Milliarden australische Dollar – Fertigstellung etwa 2040 (!).

Ich bin niemand, der Fortschritt und Entwicklung verhindern will. Trotzdem stellt sich für mich die Frage, wozu braucht es einen Flughafen dieser Dimension mitten in der Antarktis? Mitten im größten Naturschutzgebiet der Erde und mitten in einem der größten Brutgebiete von Pinguinen, deren Zahl aufgrund des Klimawandels ohnehin bereits stark schrumpft?

Niemand lebt dort, ausgenommen Pinguine, Weddelrobben, Riesensturmvögel und einige Forscher der in der Nähe der beabsichtigten Baustelle gelegenen Forschungsstation „Davis Station“.

Die Australian Antarctic Division (AAD), verantwortlich für dieses Projekt, sieht in diesem Vorhaben eine Reihe bedeutender wissenschaftlicher Vorteile und meint gleichzeitig, der Flughafen werde „gleichermaßen unsere Präsenz und unseren Einfluss steigern“.

Präsenz und Einfluss in der Antarktis? Wofür?

Tatsächlich scheint es hier mehr um geopolitische Ziele, als um Wissenschaft zu gehen. Denn laut Geoff Dannock, dem früheren Logistik-Chef der AAD, ist Australien besorgt über das wachsende Interesse Russlands und Chinas an dieser Region und hofft, mit dem Bau dieser Piste dem entgegenwirken zu können.

Was mir persönlich naiv erscheint. Zu vermuten ist eher, dass es um wirtschaftliche Interessen geht.

In der Antarktis werden große Rohstoffvorkommen vermutet – Nickel, Kupfer, Silber, Gold, Platin, Molybdän, seltene Erden. Rohstoffe, die für viele Industriezweige enorm wichtig sind. Und deren Abbau durch das Schmelzen des gewaltigen Eispanzers der Antarktis immer einfacher und lohnenswerter zu werden scheint.  

Durch seine extreme Lage war die Antarktis wirtschaftlich und damit geopolitisch bisher völlig uninteressant. Das scheint sich im Zuge des Klimawandels jetzt grundlegend zu ändern - das weltweite Gerangel um wirtschaftliche Interessen, Macht und Einfluss hat einen der letzten noch unberührten Naturräume erfasst. Mit welchen Folgen für uns alle?

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