Haben Sie Mut zur Ruhe.

28.09.2015

Wenn Sie an einem Bergsee entlang spazieren und der Wind über das Wasser streicht, sehen Sie auf diesem See nichts, außer das wellige Wasser. Hört der Wind auf zu wehen, beruhigt sich auch das Wasser und Sie erkennen das Spiegelbild der umliegenden Landschaft und staunen über diesen Anblick. Das Spiegelbild war vorher aber auch da, nur konnten Sie es nicht sehen.

Sie können auch einen Eimer mit Wasser befüllen und versuchen, sich darin selbst zu erkennen. Es wird Ihnen erst gelingen, wenn das Wasser still ist. Wenn man bedenkt, wie wenig Ruhephasen es pro Tag gibt, kann man erahnen, wie viel aus unserem Sichtfeld verschwindet. Unruhe ist offenbar der Normalzustand. Sonst würde es wohl keine Ruheräume geben und bei so vielen Gelegenheiten um Ruhe gebeten werden. Manche tun sich sogar schwer, Ruhe überhaupt auszuhalten. Im Lift und im Taxi sind wir dann peinlich berührt. Beim Friseur wird Ruhe mit belanglosem Smalltalk gefüllt. Und zu Hause braucht es sowieso immer eine mediale Geräuschkulisse. Ruhe empfinden manche als Qual. Ist Unruhe etwa eine unbewusste Vermeidungsstrategie? Was würden wir in diesem Fall vermeiden wollen? Die Beschäftigung mit sich selbst, das Erkennen seiner Bedürfnisse und Ängste? Möchten Sie überhaupt, dass das Wasser im Eimer still wird? Oder würden Sie kurz vorher nochmal daran rütteln? Vielleicht braucht es tatsächlich Mut, Ruhe zuzulassen und nur noch die Gedanken zu hören, die dann entstehen. Aber nicht nur unsere Gedanken, auch unser Körper braucht Ruhe und Erholung. Wenn Sie auf ein sportliches Projekt hintrainieren, werden Sie vermutlich Ihr Trainingspensum erhöhen. Der Nutzen dieser Trainingseinheiten entsteht aber erst in den Pausen dazwischen. In dieser Zeit passt sich der Körper den neuen Anforderungen an und macht sich bereit für die nächste Trainingseinheit. Somit trainieren Sie effektiver, als wie wenn Sie ohne Ruhephasen Ihr Training durchziehen. Ob es um körperliche oder geistige Leistungsfähigkeit geht: Gönnen Sie sich Erholungsphasen! Ein schlechtes Gewissen brauchen Sie dabei nicht haben, denn Sie tun das nicht, weil Sie faul sind, sondern weil Sie dadurch effektiver werden wollen. Und das werden Sie auch sein.